Wie funktioniert der Datenaustausch heute in der Berufsbildung?
Lernende in der beruflichen Grundbildung sind häufig an sehr verschiedenen Orten aktiv. Oft besuchen sie eine Berufsfachschule in einem anderen Kanton als ihrem Wohnkanton. Der Ausbildungsbetrieb ist allenfalls interkantonal oder national tätig. Und überbetriebliche Kurse werden in der Berufsbildung häufig interkantonal veranstaltet. Daten zum Ausbildungsweg der Lernenden werden in verschiedenen Fachapplikationen, von verschiedenen Akteuren, in verschiedenen Datensammlungen angelegt. Die erste Herausforderung ist es, dass die Daten an den verschiedenen Orten in der gleichen Qualität vorliegen. Die zweite Herausforderung ist noch grösser: Will beispielsweise ein national tätiger Branchenverband einen innovativen Dienst lancieren, mit dem man den Kursbetrieb flexibler gestalten könnte, ist der Zugang zu den dezentral gehaltenen Daten wie z.B. die Adressdaten, der Lernort, der ausbildende Betrieb, stark von technischen und organisatorischen Hürden geprägt.
Wie könnte der Datenaustausch verbessert werden?
Den Herausforderungen kann man grob mit drei Ansätzen begegnen. Der erste Ansatz ist vermeintlich der einfachste: Wenn alle Akteure die gleiche Fachapplikation nutzen und nur mit einer zentralen Datenbank arbeiten. Die berufliche Grundbildung ist wie das ganze Bildungswesen der Schweiz aber stark dezentral geprägt. Vor Ort sind bereits eine Vielzahl von Fachapplikationen im Einsatz. Diese durch eine gemeinsame Plattform zu ersetzen, ist nicht möglich. Der zweite Ansatz ist aktuell dominierend in der beruflichen Grundbildung. Mittels Standardisierung der Schnittstellen zwischen den einzelnen Fachapplikationen soll ein effizienterer Datenaustausch erfolgen. Diese Standardisierung ist aber organisatorisch ein komplexer Prozess, der aufwändige bilaterale Verhandlungen bedingt. Zudem ist der Zugang zu Daten für neue Dienste hindernisreich. Nicht zuletzt bei den Branchenverbänden ist hier eine gewisse Frustration zu spüren. Der dritte Ansatz, der diese Herausforderungen deutlich einfacher meistert, ist die Einführung einer Datenföderation.
« Eine Datenföderation ist ein Dienst, der zwischen den einzelnen Fachapplikationen automatisiert die Daten vermittelt. »
Welche Vorteile bringt es die Daten in der Berufsbildung zu föderieren?
Eine Datenföderation ist ein Dienst, der zwischen den einzelnen Fachapplikationen automatisiert die Daten vermittelt. Die Grundfunktion ist folgende: Eine Fachapplikation benötigt eine Information (z.B. die Mobiltelefonnummer des Lernenden), damit ein überbetrieblicher Kurs effizient organisiert werden kann. Die Applikation wendet sich an die Datenföderation. Diese sucht bei den angeschlossenen Datensammlungen nach dieser Information und übermittelt sie an die Fachapplikation in ihrem gewünschten Format – sofern diese das Recht hat, diese Daten zu erhalten. Unter Umständen werden sogar mehrere Telefonnummern gefunden. Die Vorteile, die sich daraus ergeben, sind vielfältig.
Der Zugang zu Daten via Föderation entlastet die einzelnen Fachapplikationen davon, bilateral die Schnittstellen zu anderen Fachapplikationen standardisieren zu müssen. Damit ergibt sich die Möglichkeit, dass vor Ort jede einzelne Fachapplikation weiterentwickelt werden kann, ohne dass besondere Rücksicht auf andere im Einsatz stehende Applikationen und Prozesse genommen werden muss. Insbesondere die kantonalen Berufsbildungsämter sind dadurch freier bei Migrationsvorhaben oder bei der Einführung neuer Anwendungen. Und mit Blick auf innovative Dienste wird dadurch der Markteintritt durch den erleichterten Datenzugang gerade für die Organisationen der Arbeitswelt wesentlich erleichtert. Voraussetzung dafür ist selbstverständlich, dass die Zugangsrechte und die Datenschutzvorschriften geklärt sind.