Details

Datum
Ort
BeLearn
Bern
Sprache
Deutsch, Französisch

Referentinnen und Referenten

  • Dr. Jacques Bühler
    Justitia 4.0: Auf dem Weg zu einer sicheren digitalen Justiz ohne Papierberge
  • Pascale Leuenberger
    Rechtsalltag an der Praxisfront: Erfahrungsbericht aus Riehen BS
  • Barbara Nägeli
    Rechtliche Herausforderung für Startups: Ein Fall aus der Praxis mit Lehren für die Bildung
  • Dr. Anita Lamprecht
    Virtual Reality im Bildungswesen: Ein Rundblick aus der Perspektive LegalTech
  • Dr. Stephanie Volz
    Menschen, Daten, Algorithmen: Die Sandbox als möglicher Ansatz
     

Rückblick

Am gemeinsamen Anlass der Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektorinnen und -direktoren (EDK) und des Staatssekretariats für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) diskutierten rund 40 Personen aus Bildungspraxis, Wirtschaft und Verwaltung aktuelle Fragen und Herausforderungen des Wandels im rechtlichen Umfeld.

Der aktuelle Hype rund um ChatGPT ist bloss die sichtbare Welle einer fundamentalen Entwicklung. Alle Akteure im Bildungssystem sind gefordert, sich auf die gegenseitige Durchdringung analoger und digitaler Arbeits-, Lern- und Lebenswelten einzustellen. Gewohnte Strukturen und Prozesse im Bildungssystem verschieben sich. Aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchteten wir gemeinsam mit Expertinnen und Experten die aktuellen Themen.

Rechtliche Aspekte der Digitalisierung

Einleitend wurde betont, dass die Digitalisierung im Bildungswesen auch rechtliche Herausforderungen mit sich bringt. Das Recht bietet einen Rahmen, der jedoch flexibel und anpassungsfähig sein muss, um den dynamischen Entwicklungen gerecht zu werden. Dass ein Digitalisierungsprojekt aber nicht nur rechtliche (und technische) Aspekte umfasst, erläuterte Dr. Jacques Bühler eindrücklich am Beispiel des Projekts «Justicia 4.0». Ziel des Projektes ist es, die heutigen Papierakten der Justiz durch elektronische Dossiers zu ersetzen. Als zentralen Punkt hob er dabei hervor, dass der kulturelle Wandel in den betroffenen Institutionen mindestens genau so wichtig sei, wie die technische Entwicklung der Lösung.

Praktische Erfahrungen und Herausforderungen in der Praxis

Ein Erfahrungsbericht von Pascale Leuenberger aus der Gemeinde Riehen (BS) beleuchtete die Herausforderungen im Umgang mit digitalen Schülerinnen- und Schülerdossiers und elektronischer Schulverwaltung. Dabei stellen sich Fragen der Datenverwaltung, des Datenschutzes und Informationssicherheit sowie die Notwendigkeit einer interdisziplinären Zusammenarbeit zwischen IT, Verwaltung und Schule um die Herausforderungen gemeinsam zu lösen. Pascale Leuenberger zeigte dabei auch auf, wie wichtig die Sensibilisierung der Behörden und Schulverwaltungen für die Thematik des Datenschutz und Informationssicherheit ist.

Rechtliche Herausforderungen für Start-ups und deren Implikationen für die Bildung

Anhand eines konkreten Falls verdeutlichte Barbara Nägeli von Embark.Law die vielschichtigen rechtlichen Anforderungen, mit denen Start-ups konfrontiert sind, insbesondere in Bezug auf Vertragsverhandlungen, Datenschutz und Ressourcenallokation. Für Start-ups ist es dabei herausfordernd, die richtige Balance zwischen Anforderungen und Innovationsspielräumen zu finden. Sandboxes oder Musterverträge könnten dabei helfen, die Komplexität zu reduzieren und den Einstieg für Start-ups im Bildungsbereich zu vereinfachen.

Publikum an der Dialogveranstaltung

Potenzial und Herausforderungen von Extended Reality im Bildungswesen

Dr. Anita Lamprecht vom Liquid Legal Institute gab in ihrem Beitrag einen Rundblick aus der LegalTech-Perspektive und betonte, dass die digitale Transformation im Bildungswesen einen Kulturwandel erfordere. Neue Technologien wie Extended Reality sollen ausprobiert und getestet werden, denn Wissen könne nur durch Erfahrung gesammelt werden. Nur so könnten wir resilient in die Zukunft gehen und gemeinsam den Gesellschaftsvertrag mitgestalten.

Die Sandbox als Ansatz für ethische und rechtliche Diskussionen

Eine Sandbox bietet die Möglichkeit in einem geschützten und begrenzten Rahmen neue Technologien auszuprobieren. Dr. Stephanie Volz vom Center for Information Technology, Society, and Law (ITSL) der Universität Zürich zeigte auf, wie die Idee einer Sandbox auch bei Bildungstechnologien eingesetzt werden kann. Gerade weil die Bildung viele Menschen betrifft, bietet dieser Bereich ein hohes Innovationspotenzial, aber auch ethische und demokratische Herausforderungen. Der geschützte Rahmen einer Sandbox könne dazu dienen, neue Bildungsmodelle und Technologien zu testen.

Brücke zwischen Recht und Praxis bauen

In der gemeinsamen Diskussion betonten die Teilnehmenden das Potential, Praxis und Recht durch interdisziplinäre Zusammenarbeit stärker zu verknüpfen, um gemeinsam sinnvolle Lösungen für ethische und rechtliche Herausforderungen zu entwickeln. In der Diskussion wurde deutlich, wie wichtig es ist, Schulen davon zu überzeugen, dass Rechts- und Informationssicherheit zentrale Themen sind. Darüber hinaus wurde hervorgehoben, dass Experimente und Offenheit für Neues notwendig sind, um die Entwicklungen zu verstehen und die notwendigen rechtlichen Grundlagen zu schaffen.

Dialogreihe «next practice»

Die Dynamik, die von den neuen Akteuren im digitalen Bildungsraum ausgeht, ist Ausdruck eines tiefgreifenden Wandels sowohl der Akteure als auch der Rahmenbedingungen, die sich auf das Schweizer Bildungssystem auswirken. Die neue Staffel der Dialogreihe befasst sich daher mit den grossen Kräften, die das Bildungssystem als Ganzes und die Schulpraxis auf allen Ebenen verändern. Dabei soll der Horizont erweitert und der Begriff «neue Akteure» auf Handlungsfelder ausgedehnt werden, die sich derzeit häufig unter dem Radar des Bildungssystems bewegen.